31.01.2020 Auckland, NZ -> Otorohanga, NZ

So ganz langsam lassen die Auswirkungen des Jetlags nach. Immerhin konnten wir heute schon mal ca. 1,5 h länger schlafen, um erst 4.20 Uhr aufzuwachen. Gleich nach dem Frühstück besorgten wir uns ein Taxi, um uns zu unserer WoMo-Vermietstation bringen zu lassen. Dort angekommen, wurden die Gesichter jedoch lang und länger. In unseren WoMo’s in den USA hatten wir durch ein geschicktes Raumkonzept so viel Stauraum, daß wir, trotz mehr Gepäck als jetzt, nur die Hälfte der damals vorhandenen Fächer belegten. Bei unserem hiesigen Modell ist jedes Fach derart übervoll, dass man ganz schnell die Klappen schließen muss, damit der Inhalt sich nicht wieder verselbständigt.

Aufgrund der doch eher späten Buchung hatte ich Glück, dass letzte verfügbare WoMo für unseren Mietzeitraum für 4 Personen zu erhalten. Naja, ein fahrbarer Untersatz ist es wenigstens geworden, wenn dieser auch dieses Mal mächtig klein ist. Der Ersteinkauf im Supermarkt fiel auch eher nur sehr bescheiden aus, da der Kühlschrank nur etwa doppelt so groß wie eine Mikrowelle ist. Hauptsache jedoch, wir lernen Neuseeland kennen und können uns frei auf den Inseln bewegen. Und der heutige blaue Himmel und der Sonnenschein haben uns genau dazu aufgefordert.

So sind wir bereits ca. 2 h südwärts von Auckland aus nach Otorohanga auf der Nordinsel gefahren. Die Landschaft unterwegs war eher lieblich hügelig. Wir sind froh, daß jetzt noch keine hohen Berge und Gletscher mit der Schönheit Patagoniens wetteifern. Denn wie ich bereits gestern im Blog andeutete, stehen wir schon unter einem gewissen Kulturschock von der fantastischen Einsamkeit Patagoniens ins quicklebendige, industriell gut entwickelte Neuseeland zu kommen. Die Landschaft auf der heutigen Fahrt erinnert eher an Cornwall in Südengland. Überall sieht man Schaf- und Rinderherden.

30.01.2020 Auckland, New Zealand

Naja, das Jetlag hat uns doch ganz schön im Griff. Seit 03.00 Uhr waren wir wach und haben darauf gewartet, daß hier in Auckland der Tag beginnt. Gleich als erste Besucher des Skytowers fuhren wir per Lift auf 382 m, um Auckland beim Erwachen des neuen Tages zu beobachten. Kaum erblickten wir die unzähligen Marinas und die Waterfront Aucklands von oben, war sofort für uns 4 klar, dass wir aufs Wasser wollen. Ein Gang durch die Stadt, durch Häuserschluchten und Einkaufsmalls erschien uns doch nicht so verlockend. Dafür ist einfach der Kulturschock aus der Einsamkeit Patagoniens in eine internationale City kommend zu groß. Gesagt, getan. Felix hielt schon nach kurzer Zeit einen Flyer eines Segelanbieters hoch, welcher die Strecke des nächsten Americas Cup abfährt und somit tolle Blicke auf Aucklands Skyline vom Wasser aus bietet.

Es handelte sich um eine 50 Fuß - Yacht, wo wir leider nur 4 von gefühlten 20 Gästen an Bord waren. Während des 1,5 stündigen Segelns durfte Felix das Groß hissen und auch die ersten Wenden steuern. Er war überglücklich, während Johanna vor Angst bei der doch extremen Schräglage völlig fertig war.

Danach liefen wir noch die Waterfront entlang und stellten fest, daß Auckland sehr jung und erfrischend wirkt.

Gerade als wir vom Skytower kamen, entdeckten wir an der Straße einen etwas ungewöhnlichen Friseur, der mit kostenlosen Haarschnitten von 10.00 – 12.00 Uhr warb. Na nichts wie hin. Bei unseren zwei Männern war schon längst wieder mal eine Haarveränderung überfällig. Es handelte sich um die Praxisstätte einer Friseurschule. Sämtliche Haarschnitte wurden von Lehrlingen oder eher Umschülern ausgeführt um danach von ihrem Ausbilder begutachtet zu werden.

29.01.2020 Auckland, New Zealand

Völlig gerädert kamen wir heute 05.05 Uhr nach 12,5 h Flug seit Santiago in Auckland tatsächlich an. Auch bei der Immigration klappte alles. Die kurzfristig "gestern" noch organisierten Visa funktionierten. Da wir die Datumsgrenze überflogen, fehlt uns nun ein Tag im Leben. Den 28.01.2020 gab es de facto für uns 4 nicht.

Sehr streng sind die Neuseeländer bei der Kontrolle bzgl. Biorisiken. Bereits im Flugzeug mußten wir angeben, daß wir in den letzten 30 Tagen in sogenannten Wilderness Areas (Patagonien) gewandert sind und nun Wanderstöcke und Wanderschuhe mitbringen. Beides wurde von den neuseeländischen Beamten auch eingehend begutachtet und gesäubert. Sämtliche Gepäckstücke durchliefen ein Gerät, welches Lebensmittelspuren feststellen sollte. Hätte man bei uns unangemeldete Lebensmittelreste gefunden, hätte das eine Strafe von mind. 400 NZ-Dollar bedeutet.

Kaum hatten wir die Unterkunft erreicht, fiel Felix regelrecht vor Übermüdung um. Wir beiden Großen etablierten noch schnell gemeinsam mit Johanna im Supermarkt unsere Selbstversorgerküche für die nä. zwei Tage und nun heißt es nur noch, durchhalten solange es geht, damit uns das Jetlag ab morgen nicht ganz so arg zu schaffen macht.

Bei mir laufen Waschmaschine und Trockner im Dauerlauf, denn unsere Unterkunft verfügt tatsächlich seit Miami (vor Curacao) zum ersten Mal wieder über diese Haushaltsgegenstände.

27.01.2020 Coihayque, Chile -> Santiago, Chile -> 29.01.2020 Auckland, New Zealand

heute mal der Blog aus der Sicht eines Ehemannes:

Wir standen in aller Ruhe auf, frühstückten in aller Gemütlichkeit, unterhielten uns noch ein Weilchen mit dem Manager der Unterkunft, machten im Slow-Modus noch ein paar Fotostops in Coyhaique und fuhren ohne Hatz in Richtung Flughafen Balmaceda. Essen wollten wir erst wieder im Flughafen Balmaceda. Wir dachten, wir hätten dort viel Zeit.

Dort gaben wir gegen 14.00 Uhr unseren Pick-up ab und gingen, ohne Ahnung was geschehen sollte, zum Check-in. Unser Flug sollte 17.38 Uhr starten. Es dauerte ungewöhnlich lange am Schalter. Ständig verschwand die Dame mit unseren Pässen. Dann verlangte sie, dass wir eine Notfalladresse zu hinterlegen hätten. Wir fragten nach, ob dies normal sei, und bekamen ein ja als Antwort. Ok, dachten wir. Und dann kam gegen 15.30 Uhr des Rätsels Lösung. Für unser neues Ziel benötigten wir nämlich ein Einreisevisum. Auf der Internetseite des Auswärtigen Amtes lasen wir aber, dass Deutsche dies nicht brauchen. Wir haben nur nicht weitergelesen. Man muß sich dennoch 72 Stunden vor Einreise im Internet anmelden. 72 Stunden? In 2 Stunden ging unser Flug nach Santiago und in weiteren 5 Stunden der Flug zum nächsten Ziel. Das sind laut Adam Ries 7 Stunden. Man wollte uns sozusagen nicht mitnehmen. Die Nerven lagen blank. Zudem war das Handy von Anke fast leer, der Laptop hatte ebenso wenig Strom. Der Adapter für den Netzstecker war unauffindbar. Auf dem Flughafen gab es kein WiFi und der Empfang bzgl. mobiler Daten alles anderes als berauschend. So bat Anke das Personal um Strom. Und schon saß sie dort, wo das Flughafenpersonal sitzt, um die Koffer der Passagiere entgegen zu nehmen und die Bordkarten zu übergeben. Dann rief Anke an zwei Mobiltelefonen gleichzeitig im neuen Zielland an, alles in Englisch und bei schlechtem Empfang. Bei meinem Handy habe ich eine Kostensperre für längere Gespräche. Und während eines klärenden Gesprächs mit der Einwanderungsbehörde war mein Limit erreicht und das Gespräch unwiderruflich beendet.

Nun sind wir ja alles nur Menschen und daher machte keiner mit seinen aktuellen Handlungen es dem anderen recht, schon gar nicht meiner lieben Frau. Egal was man tat, es war falsch. Es hätte nicht viel gefehlt, und es hätte Verletzte gegeben. Wir fragten, bettelten, dass wir wenigstens bis Santiago fliegen können. Es gab kein Pardon. Erst Visum, dann Flug. De facto 5 Minuten vor der Angst gab man uns Bordkarten, wenigsten bis Santiago. Nun kann man sich vorstellen, dass Anke zutiefst betrübt war. Auch die Kinder zeigten Tränen. All das hat vermutlich die Verantwortlichen in Balmaceda davon überzeugt, ihre Meinung bezüglich des Eincheckens wenigstens bis Santiago letztendlich doch zu ändern. Kaum passierten wir die Sicherheitskontrolle nach Erhalt der Tickets, war auch schon der Boarding-Prozess in vollem Gange.

Zwischenzeitlich, während wir noch den Status kannten, nicht mitfliegen zu dürfen, fragten wir nach einem Mietauto. Fehlanzeige: keines mehr verfügbar. Auch gingen wir andere Alternativen durch. Der Flughafen Balmaceda liegt mitten im Nirgendwo, in der Pampa. Weit und breit nichts, gar nichts. Balmaceda besteht nur aus dem Flughafen, keine Infrastruktur wie Hotels, Läden oder freies WiFi. (Anbei mal der Flugplan von Balmaceda, welcher erahnen läßt, wie klein der Flughafen ist.)

Wenigstens saßen wir jetzt im Flieger. 19.40 Uhr in Santiago angekommen, holten wir sofort unser Gepäck, um so schnell wie möglich zum Schalter der neuen Fluggesellschaft zu gehen und um Hilfe zu bitten. Felix ging mit bester Absicht voraus, Hanni und ich hinterher. Anke fragte nach dem Weg zum Gepäckband und verlor uns aus den Augen. Am Band trafen wir uns mit blankgezogenen Messern und Lanzen wieder. Dann am Schalter angekommen teilte man uns mit, dass der Verantwortliche bzw. der Vertreter der neuen Fluglinie erst kurz vor Boarding (gegen 23.30 Uhr) kommt. Was nun? Unser Anschlußflug sollte 0.40 Uhr starten.

Nach anfänglichen langen Erklärungen und Verständigungsschwierigkeiten gab man uns dann eine App. Man teilte uns mit, dass gestern ebenfalls Reisende mit dieser App innerhalb von 30 Minuten ihre Visas bekommen haben. Das machte uns Mut. Mit dieser App, welche Felix sofort ohne Probleme herunter geladen hatte, schafften wir es, den Pass von Anke einzugeben. Aber bei der Eingabe der Daten von Felix stürzte das Internet ab und kam nie wieder zurück. Wieder bat Anke das gesamte Personal vom Flughafen Santiago de Chile um Hilfe. Ach ja, ab jetzt lief die Zeit gegen uns. Ein Angestellter vom Personal ging mit uns samt Gepäck zu einem separaten Schalter zwei Etagen tiefer. Dort wurden wir an einem Rechner mit schnellem Internet plaziert. Das klingt alles einfach. Aber wie bringt man einen Rechner dazu, das zu tun, was man will. Erst recht, wenn alles in Spanisch ist. Immer wieder strapazierten wir die Geduld des Personals. Nacheinander gab Anke alle Daten ein. Und so wie sie die Entertaste drückte, so warteten Felix und ich ca. innerhalb einer Minute gespannt auf die Bestätigung auf unserer Triton-E-Mail-Adresse in den Smartphones. Nacheinander kam "Eingang" und wenig später "Bestätigt". Und so hatten wir die Visas zwar nicht in den Händen, aber hatten sie als Emails nahezu in Rekordzeit erhalten.

Mit diesem Wissen ging es zum Schalter zurück. Und wieder Warten, Nachfragen der Schalterbeamtin bei anderen Kollegen und nochmals Warten. Und dann kam der nächste Hammer. Wir müssen den Nachweis erbringen, dass wir das nächste Ziel auch wieder verlassen werden. Ohne Flugticket aus dem Land, gab es kein Flugticket in das Land. Also definierten wir kurzerhand das übernächste Ziel. Jetzt benötigten wir wieder schnelles Internet. Das bekamen wir an einem anderen Schalter. So buchten wir über ein Portal die Flüge dorthin, ließen es ausdrucken und gingen zurück zum Schalter. Zum Glück kamen wir immer zuerst zu diesen halböffentlichen Rechnern. Die jeweiligen Schalterbeamten halfen ums mit bestem Wissen und Gewissen. Jedes Mal bildete sich hinter uns eine Schlange. Auf den Handys kam aber noch keine Bestätigung der Buchung. Diese hatten wir nur auf Papier.

Und so gingen wir erneut zum Check-in. Wieder kamen viele Angestellte zu unserem Schalter. Ein neues Problem? Nein! Die Dame wusste nur nicht, wie die Tickets ausgedruckt werden sollten. Denn es mußte alles händisch ausgefüllt werden. Jedes spanische Wort, jede Gestik bzw. Mimik des Personals wurde von uns mit Argusaugen beobachtet.

Nun gingen die Koffer auf die Waage. Und wir waren mal wieder übergewichtig. Beide Koffer lagen nebeneinander auf den Bändern. Unter dem Schmunzeln des Personals packten wir alles um, bis das zulässige Gewicht der Taschen unterschritten und die Rucksäcke fast untragbar wurden. Dann bekamen wir endlich unsere Bordkarten.

So, nun die nächste Hürde, die Immigration. Alles ok.

Dann Sicherheitscheck. Alles ok.

Als wir endlich gegen 23.10 Uhr am Gate ankamen, setzten wir uns erstmal hin und kauften uns noch schnell etwas zu essen und zu trinken (das erste seit dem doch eher kargen Frühstück). Und dann ging es schon ins Flugzeug.

Eigentlich wollten wir die 5 Stunden Wartezeit zwischen den Flügen gemütlich angehen lassen. Das ging jedenfalls völlig nach hinten los. Aber meine liebe Frau hat wie eine Besessene gekämpft. (Sie kämpft um jeden Quadratfuß!) Und wieder hat sich einmal gezeigt, dass ein Spiel erst dann entschieden ist, wenn der Schlußpfiff des Schiedsrichter das Spiel beendet.

PS. Ins übernächste Land dürfen wir auch nur einreisen, wenn wir beweisen können, dass wir auch wieder ausreisen. Nur haben wir diesmal mehr Zeit. Wir dürfen es nur nicht vergessen.

26.01.2020 Pto. El Maiten, Chile -> Coihayque, Chile

Fahrtag über die schier endlose Schotterpiste Carretera Austral

Coihayque ist eine Kleinstadt ohne jeglichen Reiz. Allerdings übernachten wir dieses Mal in typischen Patagonia-Rundzelten auf einer Wiese inmitten von Kiefern. Zumindest dadurch können wir das städtische Flair noch ein bißchen draussen lassen und können uns so das Gefühl von Natur umgeben zu sein erhalten. Um zu unserer Unterkunft zu kommen, mussten wir eine sehr abenteuerliche Hängebrücke aus mehr oder weniger alten Holzplanken überqueren, welche während der Fahrt mitgeschwungen ist und dabei mächtig knarrte.

25.01.2020 Pto. El Maiten, Chile

Heute erlaubte uns das Wetter das zu tun, warum wir ursprünglich in diese Gegend gefahren sind: einen Besuch der Marmorhöhlen nahe Rio Tranquilo. Es war wichtig, daß kaum Wind und weder Bewölkung noch Niederschlag war, um die Farben und Struktur des Marmors zu erkennen. Und tatsächlich, nach dem Ablegen in Bahia Manza und einer 10 minütigen Fahrt gegen die Welle, befanden wir uns tatsächlich in Höhlen bzw. umgeben von ganzen Bergen aus reinem Marmor. Dieser Marmor ist noch zu jung, als daß er industriell bzw. von Bildhauern genutzt werden könnte. Und das ist gut so, denn wieder einmal hat uns Chile ein wunderschönes Gesicht gezeigt. Mittlererweile glauben wir, daß eigentlich sämtliche Weltwunder in Chile sein sollten - so wundervoll ist diese Natur.

Um die Natur Chiles/ Patagoniens bislang in wenigen Worten zu beschreiben, reichen: wunderbar, ruhig, mystisch und majestätisch. Die Menschen der besuchten Gegenden leben Gastfreundschaft, Liebe zum Detail und völlig im Einklang mit der Natur. Es war für uns deutlich zu spüren, daß die uns entgegengebrachte Wärme von Herzen kam und nicht aufgesetzt war, um Trinkgeld zu erhaschen. Jeder Chilene, egal ob jung oder alt, zeigte sich unheimlich stolz und glücklich, sobald wir ihn auf sein wunderbares Land ansprachen.

Später wollten wir noch auf einer Gletscherstrasse entlangfahren. Während wir jedoch an einer der wenigen Tankstellen dieser Gegend hielten, wurden wir auf ein Plakat aufmerksam, welches ein Reiterfestival für heute ankündigte. Als wir noch zudem erfuhren, daß dieses Reiterfest genau jetzt beginnen sollte, änderten wir unser Ziel. Auf gings zum Reiterfest. Es handelte sich um bislang nicht eingerittene Pferde, welche erstmals einen Reiter auf ihrem Rücken spüren sollten. Falls der Reiter ca. 3-4 Minuten auf dem Pferderücken durchhielt, ohne abgeworfen zu werden, wurde er von zwei anderen Reitern vom Pferd gehoben. Das Pferd kannte ja noch nicht die Zügelbewegung, um anzuhalten. Insofern schafften es die Reiter nicht, die Pferde selbst zum Stoppen zu bringen.

24.01.2020 Pto. El Maiten, Chile

Auf dem Weg zum Zusammenfluß von Baker und Neff-River nahmen wir einen der vielen Rucksacktramper mit. Die Fahrt verlief dann voller Kommunikation mittels Mimik und Gestik sowie der ÜbersetzungsApp von Felix, denn unsere Mitfahrerin war der englischen Sprache nicht mächtig und wir nicht der Spanischen.

Am Zusammenfluß selbst bleib uns wie schon so oft in Chile der Mund offen stehen. Ein Farbenspiel von türkisblau und milchig grün bildet sich nachdem der türkisblaue Bakerriver über eine monströse Stromschnelle talswärts fließt. Beide Flüsse haben ihre Farben von den Sedimenten, die sie als Gletscherflüsse mitführen. 

Anschließend sind wir weiter südöstlich in den Parque Nacional Patagonia gefahren und waren schon alsbald umgeben von hunderten von Guanacos. Diese Tiere ähneln den Lamas bzw. Alpacas, sind nicht allzu scheu und fast immer in Herden, auch direkt neben der Straße, anzutreffen. Im Park hätten wir unmittelbar an der Grenze zu Argentinien noch Nandus treffen können. Aber 72 km (one way) auf unbefestigter Straße fährt man eben nicht in 1 bis 2 Stunden. Außerdem sollte am Abend in unserer Unterkunft noch ein chilenisches Barbecue mit gekreuztem Lamm stattfinden. 

 

23.01.2020 Pto. El Maiten, Chile

ein ganz gemütlicher Tag mit Ausspannen und Bestaunen der uns umgebenden wundervollen Landschaft

Am Vormittag waren die Kinder wieder mal zu Pferde unterwegs, während wir zwei Großen eine kurze Wanderung zum Seeufer unternahmen, welches steil unter unserer Unterkunft liegt. Der wieder mal wunderschöne Weg führte durch Wiesen und Wald. In der Wiese wächst zuhauf aber so eine Art Klette, die aber Stacheln besitzt und sich unbedingt tief in unsere Wanderhosen festsetzen wollte. Besonders in den Kniekehlen und am Unterschenkel war es aufgrund der Stacheln unangenehm, mit Kletten besetzt herumzulaufen. Dem Genuß der atemberaubenden Landschaft tat es dennoch keinen Abbruch.

Nach einem kurzen Regenguß sitzen wir derzeit alle um den Kamin unserer Unterkunft herum und genießen es einfach, hier sein zu dürfen.

22.01.2020 Villa Cerro Castillo, Chile -> Pto. El Maiten, Chile

Fahrtag entlang der Carretera Austral

Die ersten Kilometer bis kurz hinter Villa Cerro Castillo war die Straße noch mit Betonplatten ausgelegt bzw. asphaltiert. Die Kinder ließen wir kurzzeitig auf der Ladefläche unseres gemieteten Pickups mitfahren. Dann fing sie aber an, die Schotterpiste bzw. auch schotterlose Piste. Falls ein Auto vor uns fuhr, sahen wir weder dieses Fahrzeug noch den Straßenverlauf. Nur die Staubwolke direkt voraus wies darauf hin, das vor uns jemand anderes unterwegs war. Auch wir selber zogen eine riesige Staubwolke hinter uns her, sodaß selbst der Inhalt unserer Koffer, die sich auf der abgedeckten Ladepritsche befanden, verdreckte. Auf dieser Route waren wir ca. 200 km in 5-6 Stunden unterwegs. Die fantastischen Ausblicke, welche diese Piste bot, genossen wir trotz Staubwolke vor oder hinter uns.

Vor einigen Jahren fuhren wir bereits in Lappland, Finnland 60 km Schotterpiste entlang. Danach mußten wir anschließend das hinten am Auto befestigte Fahrrad von Felix im rauschenden Fluß abwaschen, um die ehemals rote Farbe wieder hervorzuzaubern.

Aber was machen wir nun mit dem kompletten Inhalt von zwei Koffern ohne Waschmaschine?

Da ich alles ziemlich kurzfristig organisiere, war unser roter Toyota-Pickup mit Abdeckplane das letzte verfügbare Fahrzeug ab Balmaceda Airport für unseren gewünschten Mietzeitraum. Also: Augen zu und durch, irgendwann werden wir schon mal wieder die Möglichkeit einer Waschmaschine finden.

21.01.2020 Punta Arenas, Chile -> Villa Cerro Castillo, Chile

Mal wieder begann der Tag mit dem Versuch, etwas home schooling durchzuführen. Da aber schon alsbald unser Taxi kam, um uns zum Flughafen zu bringen, endete der Versuch nach ca. 1 h. Wir flogen von Punta Arenas nach Balmaceda, um in den nächsten Tagen noch ein Stückchen die Carretera Austral entlang zu fahren. Diese Straße wurde ab 1976 unter Pinochets Militärdiktatur gebaut, um den äußersten Süden Chiles zu besiedeln und außer per Schiff und Flugzeug erreichbar zu machen. Die Panamericana führt durch Argentinien nach Feuerland. 

Bereits heute fuhren wir von Balmaceda noch zu unserer Unterkunft in Villa Cerro Castillo ca. 1,5h auf dieser Route nach Süden. Derzeit sitze ich auf der Terrasse unserer Unterkunft, schaue in die Berge samt Gletscher und höre nicht allzu weit entfernt einen Wasserfall ins Tal rauschen. Komplette 360 Grad um uns herum befindet sich, außer der zu unserer Unterkunft führenden Schotterpiste, kein menschliches Zeichen soweit das Auge reicht. Wir alle Vier können uns an dieser Kulisse kaum satt sehen. Einsamkeit, Idylle und Naturschönheit pur!

Unser Abendessen gab es heute in zwei zu einem Burgerstand umgebauten bunt bemalten Bussen am Straßenrand. Dort trafen wir zwei andere Weltenbummler, die aus Brighton in England stammten. 

20.01.2020 Torres del Paine, Chile -> Punta Arenas, Chile

Fahrtag zurück nach Punta Arenas

Wir haben zwar die Torres selbst nicht gesehen, dafür aber wunderschöne eher unbekannte Ecken und Bereiche des Parks erlaufen. Und schließlich soll ja noch etwas übrig bleiben, um wiederzukommen. Diese wunderbare, vom Menschen kaum beeinflußte Natur hier hat uns sehr berührt.

19.01.2020 Torres del Paine, Chile

Nach drei Tagen Wanderung im Nationalpark sind wir völlig erledigt. Am Vormittag starteten wir wieder auf einer eher unbekannten Strecke zu einer phänomenalen Wanderung mit abschließender Fahrt per Zodiac auf dem Rio Serrano. Obwohl es keine spektakuläre Bergtour war, genossen wir den Weg durch Wiesen, Lengawald und am Fuße von Felsen sehr. Und immer war der Blick auf das Paine Grande-Massiv direkt voraus gerichtet.

 

Am Nachmittag gönnten wir Johanna und Felix wiedermal Reiten in unvergleichlich schöner Umgebung, während wir zum Lago Grey fuhren. Eigentlich wollten wir uns nur den Grey Gletscher von einem Aussichtspunkt aus anschauen. Daraus wurde jedoch eine zwar kurze, aber anstrengende Wanderung durch losen grobkörnigen Sand bei einer Windgeschwindiglkeit von ca. 80 km/h seitlich bzw. direkt vorn.

Jetzt bin ich einfach viel zu müde, um noch Fotos in den Blog stellen zu können. 

18.01.2020 Torres del Paine, Chile

Heute war ein Tag des Wolkentheaters:

Diese Wolkenbilder kündigten am Vormittag bereits viel Wind für die nächsten Stunden an. Wir waren unterwegs mitten im Nationalpark auf einem eher unbekannten Weg, welchen man sich von der Parkverwaltung separat genehmigen lassen musste. Dieser ca. 2 stündige Sarmiento Trail hielt wieder wundervolle Landschaftsausblicke für uns bereit. 

Auf einem 3 stündigen Weg am Nachmittag zum Gipfelausblick, wie ihn sonst eher der Condor hat, und zu den Nestern des Condors begleiteten uns wieder Windgeschwindigkeiten von 80-90 km/h. An einem bestimmten Punkt, wo wir den Wind zwischen den benachbarten Gipfeln des Paine Grande und des Cuernos zu spüren bekamen (Düseneffekt), hatten wir sogar bis 100 km/h Wind. Johanna wurde von einer Böe umgeblasen. Als Micha, der ca. 2-3 Schritte hinter ihr lief, sie auffing, strahlte sie ihn an: "Ich wußte doch, daß Du noch sprinten kannst."

Und natürlich sahen wir ihn auch wieder mit seinen 3 m Spannweite majestätisch durch die Lüfte gleiten, den Held der Anden. Condore können so groß werden, daß sie einem Erwachsenen bis zur Hüfte reichen. Sie sind Aasfresser und jagen demnach nicht. Ihre Jungen bleiben in den ersten 4 Jahren im Nest und werden von den Eltern gefüttert. Diese großen Vögel bauen keine neuen Nester, sondern suchen sich Höhlen in den hohen Felsen, wo sie über Generationen immer im gleichen "Familiennest" wohnen.

Auch heute wieder schuf der Wind Wasserhosen auf den Seen.

17.01.2020 Torres del Paine, Chile

7.30 Uhr starteten wir zu einer Wanderung ins French Valley, wovon wir erst 18.30 Uhr völlig erledigt zurückkehrten. Trotz relativ angenehmer Temperaturen gefühlt  zwischen 12 und 15 Grad Celsius machte uns der immer noch sehr starke Wind zu schaffen. Er blies natürlich nicht nur uns fast vom Wanderweg, sondern auch die Regenwolken relativ schnell voran. Als wir eine kurze Mittagsrast einlegten, war ein Regenschauer über uns weggefegt, jedoch hatte sich urplötzlich die Temperatur derart abgekühlt, dass wir neben der bereits benötigten Wintermütze auch noch die Handschuhe rausholten. Da bleibt nur noch zu schreiben: Es ist Sommer in Patagonien!

Die Wanderung selbst war wieder mal fantastisch - 18,2 km in fast 7 h! Felix unterhielt sich die ganze Zeit mit unserem Guide und sprintete förmlich vornweg, dicht gefolgt von Johanna, die sich immer mal nach Micha umdrehte und fragte, ob er denn noch da wäre. ich war dann doch etwas eher am Ende zu finden. Kurz vor Erreichen des Endpunktes der French Valley-Wanderung mußten wir noch eine Hängebrücke queren wobei immer nur ein Wanderer allein diese überschreiten durfte. Drunter rauschte ein Gletscherfluss. Zwischendurch hörten wir auch einen Gletscherabbruch, welcher sich gelöst hatte. Die Stimmung war aufgrund des schnellen Wolkenwechsels und der Regenschauer irgendwie magisch.

16.01.2020 El Calafate, Argentinien -> Torres del Paine, Chile

Endlich haben wir den Nationalpark Torres del Paine am frühen Nachmittag erreicht. Unterwegs fanden wir am Straßenrand etliche Guanaco-Herden mit Jungtieren und einige Nandus. Während Guanacos den Lamas oder Alpacas ähneln, sehen die Nandus wie straußenähnliche Vögel aus.

Das bedeutete heute sehr sehr früh aufzustehen. Deshalb bin ich kurz nach der Ankunft hier allein zu einer ersten Wanderung zum Cuernos Viewpoint bei Windgeschwindigkeiten von 80 - 90 km/h (!) aufgebrochen. Der Wind war so stark, daß ich stellenweise kurz stehen bleiben mußte, da ich nur auf zwei Beinen einen sicheren Stand gegen den Wind hatte. Zwischendurch schwebte der Condor über uns. Condore sind sehr große und schwere Vögel und benötigen einen solch starken Wind, um fliegen zu können. Stürzen sie sich dann auf ihre Beute, ist der Weg frei für den Puma. Dieser findet nämlich Condore ganz schmackhaft. Mir schmeckten heute während der Wanderung eher Calafate-Beeren, die ähnlich den Blaubeeren eine blaue Zunge hinterlassen und sehr aromatisch sind.

15.01.2020 El Calafate, Argentinien

Ein dumpfes, hohles Knacken - und schon hat der Gletscher wieder ein ca. einfamilienhausgroßen Eisblock gekalbt.

Unser Tag begann heute sehr sehr zeitig. Nach Bus- und anschließender Bootstour kamen wir zur Gletscherzunge des Perito Moreno Gletschers, wo wir mit Helmen und Steigeisen ausgestattet wurden, um dann den Rand des Gletschers zu erklimmen. Uns kam es dennoch vor, als wären wir mittendrin. In ungewohntem Gang stiegen wir auf die Eismassen in einer geführten Tour hinauf. Während Johanna und Felix förmlich rannten, um jede Gletscherspalte zu bestaunen und frisches Gletscherwasser zu testen, sah das bei mir etwas wackliger aus. Steil führte unser Weg 1,5h übers Eis hinauf und herunter. Um in allzu tiefe Gletscherspalten nach unten schauen zu können, wurde jeder aus unserer Gruppe immer von den zwei Guides festgehalten, während man sich nach vorn beugte. Kleinere Gletscherspalten mußten einfach per großem beherzten Schritt bewältigt werden. Es war phämomenal! Am Ende servierte unser Guide noch Whisky on the rocks (natürlich mit frischem Gletschereis).

Per Bus ging es auf dem Rückweg nochmal an einem Ausblick über den Perito Moreno Gletscher vorbei. Auf der weiteren Fahrt nach El Calafate schliefen fast alle Tourengeher tief und fest. Wieder munter und hungrig schauten wir uns am Abend auf der Suche nach einem Restaurant noch El Calafate an.

14.01.2020 Ushuaia, Argentinien -> El Calafate, Argentinien

Paketversand: Ich glaube, wir haben fast 3 h auf der Post zugebracht, um ein Paket mit nicht benötigten Sachen nach Hause zu senden. Die Argentinier kommen mit offenen Paketen zur Postfiliale und der Postbeamte schaut durch. Unter den Augen des Postbeamten wird dann das Paket mit, im benachbarten Schreibwarengeschäft zu kaufendem, Packpapier und Tape umwickelt. Erst dann müssen in unserem Fall die Zollerklärung ausgefüllt und Adress- und Versenderdaten angegeben werden. Wenn man aber noch dazu keinen festen Wohnsitz in Argentinien hat, sondern nur eine bereits nicht mehr gültige Hoteladresse angeben kann, wird es kompliziert. Alles in allem wurde diese Prozedur die ganze Zeit von einem zwar sehr netten, aber nur spanisch sprechenden Postbeamten begleitet. Was würden wir nur ohne ÜbersetzungsApp auf dem Handy machen?!

Danach bummelten wir wieder bis zum Nachmittag durch Ushuaia, um später auf den Flughafen zu fahren und in Richtung El Calafate nordwärts zu fliegen.

Mit El Calafate empfing uns ein relativ neu gebauter Touristenort, der ein bißchen an Wintersportorte in Österreich erinnert. Vom Flughafen aus geht es aber erstmal ewig lang durch steppenartige Landschaft, die von den hohen Andenbergen begrenzt wird. Angekommen in unserem Hotel, wird uns immer deutlicher, daß wir auf völlig ungewohntem Terrain sind. Um noch unser leichtes Hungergefühl gepaart mit starker Müdigkeit zu befriedigen, sind wir noch schnell zum Supermarkt ums Eck gegangen. Naja, Supermarkt oder argentinischer Tante Emma Laden war uns ein bißchen unklar. Zumindest mussten wir an der Fleisch- und Wursttheke Nummern ziehen, wobei dann doch, der der zuerst in der Reihe stand, auch zuerst bedient wurde. Die Argentinier kauften eine Unmenge Scheiben von den drei Sorten Wurst, die angeboten wurden. Aber alle, Fleischer mit blutiger Schürze, Bedienung und Kunden taten das mit glücklich lachenden Gesichtern. Muss es wirklich immer eine riesige Auswahl sein, von am Ende doch oft ähnlichen Varianten? Ist nicht manches Mal weniger mehr? Die frischen Baguettes lagen unmittelbar neben der Kasse in einem Korb zur Selbstbedienung. Mit vollem Einkaufsbeutel kehrten wir glücklich und hungrig in unsere Unterkunft zurück. Das heutige Hotel hat den Charme einer Jugendherberge mit Stockbetten und nur geringfügig verfügbarem Wasser inmitten eines Wintergartens. Aber auch hier empfing uns der Inhaber mit einem Lachen.

13.01.2020 Ushuaia, Argentinien

Wir wollten doch nur ein Paket mit Souvenirs und überflüssigen Dingen nach Hause senden, um unser Gepäck zu entlasten. Das gestaltete sich jedoch zur tagesfüllenden Aufgabe ohne Erfolg am Ende des Tages. Aber nun der Reihe nach: Da wir auf der Post erfuhren, daß sie derzeit trotz Auslageexemplar keine großen Paketgrößen zum Verkauf verfügbar haben, war guter Rat teuer. Auch im benachbarten Papiergeschäft konnte man uns keinen Karton verkaufen. Wir wurden ans andere Ende von Ushuaia zu einer zweiten Poststelle geschickt. Als wir dort ankamen erhielten wir die Info, daß sie zwar die gesuchte Paketgröße haben und auch zum Versand mit verkaufen, aber eben nur bei Versand verkaufen. Das Problem war aber, dass diese Poststelle nur den nationalen Versand betreute. Also verließen wir unverrichteter Dinge die Poststelle und klapperten nun sämtliche Läden nach nicht mehr benötigten Verpackungsmaterialien ab. Bei einem Friseur und einem Outdoorausstatter hatten wir Glück. Aber die eigentliche gesuchte Größe erhielten wir in einer Apotheke. Mit vier erbeuteten Kartons zogen wir wieder quer durch Ushuaia, wenn man weiß, daß dieser Ort aber extrem steil an einem Berghang liegt, kann ein Stadtgang echt anstrengend werden.

Selbst heute trafen wir in Ushuaia noch Fahrgäste unserer Fähre. Und wiededr war es ein großes Hallo, einander zu begegnen. Diese Fährtage waren einfach traumhaft schön und werden für immer in unserer Erinnerung einen festen Platz behalten.

12.01.2020 Ushuaia, Argentinien

Ausgeschrieben war unsere heutige Wandertour mit 1,5 Stunden. Also frühstückten wir zunächst ganz gemütlich, um danach noch das Areal unserer Unterkunft samt Baumhaus zu erkunden. Irgendwann am Nachmittag wollten wir dann mal eben zum Martial Glacier laufen. Naja, 1,5 Stunden reichten trotz ziemlich straffen Laufen bis zum Startpunkt des Gletscherweges durch wunderschönen subpolaren Wald mit Lengas und rauschenden Gebirgsflüssen, nicht. Nach ca. 2 Stunden kamen wir schon geschafft nach steilem Anstieg an einem Cafe, das eigentliuch hätte der Startpunkt des Weges sein sollen, an. Weiter gings - bergan in Richtung Gletscherfuß. Aufgrund der mittlererweile fortgeschrittenen Tageszeit entschieden wir aber nach weiteren 2 Stunden, doch ohne es bis zur Gletscherzunge geschafft zu haben, umzukehren und eher noch ausführlich das Angebot des Cafes zu geniessen. Gegen 20.00 Uhr waren wir völlig geschafft wieder in unserer Unterkunft angelangt.

11.01.2020 Tierra del Fuego, Chile -> Ushuaia, Argentinien 

Oh, das war traurig. Felix und Johanna waren kaum ansprechbar und selbst uns Großen standen beim Abschied von anderen Mitfahrenden sowie vom Fährpersonal Tränen in den Augen. 8.00 Uhr legten wir in Ushuaia, Argentinien an und mußten von Bord. Felix hatte in den letzten Tagen auf See einen Freund gefunden, mit dem er fast die ganze Zeit gemeinsam zu sehen war. 

Da unsere Reise so anders verläuft, als zunächst geplant, ist es schwer, anderen Kindern zu begegnen. Denn wenn wir unterwegs sind, besuchen alle anderen in der Regel die Schule, egal ob Einheimischer oder Tourist. Insofern war das für Felix seit den Niederlanden der erste annähernd gleichaltrige Kontakt, während Johanna seit Neuwerk/ Deutschland keine Freundinnen mehr gefunden hat.

Nach der Ankunft ließen wir uns gleich per Taxi in unsere neue Unterkunft bringen, wo wir aber erst nach 14.00 Uhr einchecken durften. Also erkundeten wir Ushuaia. Sobald wir jemandem von der Fährfahrt begegneten, die ebenfalls durch Ushuaia liefen, fiel man sich gleich in die Arme. Ja, wir waren in den letzten 5 Tagen durch diese fantastischen Erlebnisse schon ein bißchen zusammengewachsen.

10.01.2020 Tierra del Fuego, Patagonien

Die Spannung erreichte bereits 6.50 Uhr heute morgen ihren Höhepunkt: Kann an Kap Hoorn ausgebootet werden oder nicht? Drei Dinge waren für die Entscheidung des Kapitäns wichtig: Wind, Wellenhöhe und Brandungswelle.

7.00 Uhr: Ja, es ist möglich! Dieses Mal wurde das Zodiac von mit Wärmeanzügen im Wasser stehenden Menschen gehalten, damit die Brandungswelle es nicht während des Aussteigens der Passagiere wegtreibt. 170 Stufen waren an der Steilküste Kap Hoorns zu erklimmen, um zum Kap Hoorn - Monument zu gelangen. Die Sonne hatte einen blauen Himmel mit dramatischer Bewölkung gezaubert und der Wind pfiff nicht allzu stark. (Die max. Windgeschwindigkeit kurz vorm Anlanden betrug 120 km/h.) Das Kap Hoorn Monument ist ein stilisierter Albatros, der sich als Lücke zwischen den zwei Monumentteilen bei der Betrachtung von einem bestimmten Winkel aus bildet.

Kap Hoorn liegt in einem Nationalpark auf der Insel Hornos, welche jedes Jahr von einer anderen chilenischen Familie bewohnt wird. Dieses Jahr lebt hier die fünfköpfige Familie eines Marineoffiziers und der Nationalparkwächterin. Für die Versorgung kommt alle 4 Wochen ein Versorgungsschiff vorbei, wobei jedoch nicht planbar ist, ob es wirklich aufgrund der Wind- und Seegangsverhältnisse anlegen kann oder nicht.

Kap Hoorn selbst ist der südlichste Punkt der Welt vor der Antarktis. Nur 954 km trennt die Drake Passage Chiles Südspitze von der chilenischen Antarktisküste.

Es war ein sehr ergreifendes Gefühl, an diesem sagenumwobenen Kap zu stehen, wo es über 800 Schiffswracks gibt und mehr als 10.000 Seeleute den Tod fanden.

So ganz langsam wird uns das Herz schwer, denken wir an das morgige Ende dieser allzu phantastischen Reise. Wir haben eine Seestrecke erlebt, die nur Wenige nur einmal im Leben befahren. Die Magellanstraße besteht dieses Jahr bereits 500 Jahre seit ihrer Entdeckung. Sie sollte noch lange nach ihrer Entdeckung der Handelsschifffahrt dienen, was jedoch nie dazu kam, da der Panamakanal durch Mittelamerika gebaut wurde. Die Risiken des Handelns und der Schiffspassage konnten dadurch drastisch reduziert werden. Trotz allem hängt Kap Hoorn eine gewisse Romantik an. Die südlich davon verlaufende Drakepassage gilt als eines der schwierigsten Seestücke der Welt. Wir waren dort!

09.01.2020 Tiera del Fuegeo, Patagonien

Gegen 2.30 Uhr konnten wir nicht mehr schlafen – es schwankte und zwar heftig. Die kurzzeitige Pazifikfahrt brachte uns Welle von vorn mit Gischt bis zur 4. (obersten) Schiffsetage. Die Fährbesatzung hatte am Vorabend noch dazu aufgerufen, Kameratechnik nicht auf Tischen oder Sitzen abzulegen, da diese herunterfallen und zerbrechen könnte. Ich war wirklich froh, diese Ankündigung ernst genommen zu haben.

Nach dem Frühstück informierten wir uns dann ein bißchen über die Ureinwohner Patagoniens. Da gab es die Yamanas, die Selk‘nams, die Aonikenk u.a. Aber wie kamen diese Menschen von den Anfängen der Menschheit, aus Afrika, hierher? Die europäische Welt geht davon aus, dass die Völkerwanderung über die Behringstrasse erfolgte. In Chile selbst gibt es noch andere Theorien: Da die hiesigen Ureinwohner z.B. auch sehr stark im Kanubau und in dem Umgang mit ihnen um Kap Hoorn waren, könnte es auch sein, daß die Ureinwohner per Kanu oder großem Floß von Australien kamen. Thor Heyerdahl hat dazu ja auch einen Beweis mit seinem Floß Kon-Tiki angetreten.

Als Magellan 1520 Patagonien als separate Landmasse entdeckte, die getrennt vom antarktischen Kontinent existiert, begegnete er hier den Ureinwohnern als riesigen nackten Menschen. Er beschrieb sie als solch große Menschen, dass er selbst gerade mal bis an deren Hüfte heranreichte. Pata  gon heißt wohl großer Fußabdruck. Denn genau den hinterließen diese großen Menschen im Schnee. Insofern wurde danach dieses Gebiet benannt. Als einzige „Kleidung“ nutzten sie Felle von Guanacos, jedoch mit der Fellseite nach außen (die Art, wie es die Tiere selbst tun). Da die ersten europäischen Entdecker sich nicht mit den Ureinwohnern aufgrund der unterschiedlichen Sprachen verständigen konnten, gaben sie Ihnen die Namen nach den ersten verstandenen Worten. So wurden aus den Aonikenk Tehuelche, aus den Selk‘nam Ona und aus den Yamana Yagan usw. Ona bedeutet beispielsweise Mann des Nordens. Sicherlich meinte der begrüßte Selk‘nam einen Mann des Nordens vor sich zu haben und sprach ihn als solchen an. Nun war aber das erste Wort, was der europäischen Entdecker aus dem Mund des Selknam zu hören bekam „Ona“. Und schon wurde aus dem Stamm der Selk‘nam der Stamm der Ona. Erst viel später, als Ethnologen sich intensiver mit den Selk‘nam verständigen konnten, erkannten sie ihren Irrtum und nannten den Stamm Selk‘nam. Da war dieser Stamm jedoch schon lange als Ona bekannt. Solche Irrtümer wird es wohl bei allen neuentdeckten Stämmen oder Völkern auf der Erde gegeben haben. (Zum Beispiel bedeutet Kan-gu-ru in der Sprache der Ureinwohner Australiens „ich weiß es nicht“.) Die Ankunft der europäischen Siedler hier in Patagonien veränderte die Lebensformen der Ureinwohner grundsätzlich. Nacktheit wurde durch Kleidung bedeckt, abgegrenzte Besitztümer schränkten die Jagdgebiete ein, Vorratswirtschaft ersetzte das Nomadendasein. Später wurden die Ureinwohner selbst als „menschliche Zoos“ vorgeführt, getötet oder durch bislang unbekannte Krankheiten vernichtet. Von 5 in Südpatagonien ehemals als Nomaden lebenden Stämmen (Aonikenk, Selk’nam, Yamana, Manekenk, Kaweskar), gibt es heute nur noch von 2 Stämmen Nachfahren, welche sich auch ihrer ehemaligen Kultur bewußt sind - 1 Yamana und 24 Kaweskar, welche in Punta Arenas und Punta Eden leben.

Tierra del Fuego, Feuerland, ist eine Insel im südlichsten Bereich Patagoniens und wurde nach dem Rauch genannt. Die hier lebenden Ureinwohner nutzten Rauch für ihre Jagd nach Guanacos, welcher weithin sichtbar war. Rauch basiert auf Feuer – Feuerland.

Später am Tag wurden wir wiederholt in Zodiacs ausgebootet, dieses Mal am Pia Gletscher. Wie kann die Natur nur so schön sein! Wieder wanderten wir auf einer Gletschermoräne entlang, um die möglichst besten Ausblicke auf den Gletscher zu haben. Hellblau schimmerte das Eis zwischen den Geröllstücken, die ein Gletscher mittransportiert. Selbst ein Kalben des Gletschers war zweimal zu hören.

Zurück an Bord führte unsere Fahrt durch die Glacier Alley, vorbei am Romanche, Allemagne, French, Italy und Hollanda Glacier. An Deck war es mittlererweile bitterkalt und vereinzelt fielen selbst Schneeflocken vom Himmel. Ich tauschte mich viel mit einem älteren Herrn aus New York über die besten Photospots aus, welche wir abwechselnd entdeckten. Als wir diesem Herrn erzählten, das wir vor kurzem Ground Zero in New York besucht hatten, wurde sein Herz schwer. Er hatte von seinem damaligen Büro in der 5. Avenue direkten Blick auf das zweite Flugzeug gehabt, welches in die Zwillingstürme flog und sah danach die Türme einstürzen. Mehrere Freunde verlor er an diesem Tag.

08.01.2020 Tierra del Fuego, Chile

Nach einer kurzen Nacht, die wir größtenteils am Fenster mit Staunen verbrachten legten wir 08.50 Uhr zu einer ersten Wanderung auf Feuerland an. Natur pur. Nur ein kleiner Pfad von vielleicht 30 cm Breite zog sich durch die Vegetation entlang einer Gletschermoräne. Einerseits reduziert sich die Ausladung chilenischer Gletscher derzeit, während andere weiter wachsen. Dennoch sind genereller Klimawandel, welcher ständig seit Millionen von Jahren auf der Erde stattfindet und globale Erderwärmung seit der Industrialisierung ein Problem. Die Glaciologen unterscheiden zwischen Erdabkühlungsphasen (Eiszeiten) und Erwärmungsabschnitten. In Letzterem leben wir derzeit. Dieser Wechsel findet laufend in Zeiteinheiten von 100.00-400.000 Jahren statt. (Die letzte Eiszeit liegt 12.000 Jahre zurück.) Nun kommt aber noch der durch die Industrialisierung hervorgerufene Anstieg des Kohlendioxidausstoßes dazu. In der Antarktis finden stetig Messungen einer russischen Forschungsstation statt, welche einen dramatischen Anstieg des im Eis gespeicherten Kohlendioxidgehalts seit der Zeit der Industrialisierung beobachtet. Welche Auswirkung das konkret auf die Natur haben wird und wie schnell die Natur fähig ist, sich den neuen Gegebenheiten anzupassen ist noch unklar. Dennoch sollten wir Menschen alles tun, uns die Natur zu erhalten und zu pflegen.

Wir zumindest wanderten in der Ainsworth Bay 2 km, mit einem Anstieg auf 110 Höhenmeter auf einer ehemaligen Gletschermoräne, wo sich nach dem Rückgang des Gletschers schnell eine funktionierende Flora und Fauna bildet. Besonders beeindruckend war eine immergrüne Pflanze, die etwa Busch- oder gar kleine Baumgröße erlangen kann, wobei sie überall hier in Patagonien wächst, egal, ob der Untergrund Felsen oder nährstoffreicher Boden ist. Die für mich schönsten Pflanzen waren kleine, etwa 20 cm hohe Büsche mit leuchtend pinkfarbenen bis dunkelroten Beeren – der patagonische Apfel. Unser Wanderweg verlief komplett durch den Berg herunterlaufende Bäche bzw. über weichen schlammigen Boden, in den man mitunter knöcheltief einsank. Nur die Geräusche des eigenen Atmens und vereinzeltes Vogelgezwitscher begleitete uns. Zurück am Ufer ging es per Zodiacs wieder zur Fähre.

Die Weiterfahrt erfolgte durch traumhafte Landschaft, teilweise schneebedeckte Berge, durch Fjorde und vorbei an felsigen Inseln und Inselchen bis zum nächsten Ausbooten bei einer Kolonie Magellanpinguine, den Pinguinen ganz ähnlich sehenden Imperial Comorants und Felsenkomoranen. Wir durften die Insel nicht betreten. Und das war gut so. Die Seevögel hier, insbesondere die Pinguine wirkten sehr viel entspannter als auf der zuvor besuchten Isla Magdalena. Während dort ein unglaubliches Schreien und Lärmen vorherrschte, war die Pinguinkolonie auf Tuckers Islet komplett still. Pinguine sehen an Land sehr schlecht. Und trotz unserer knallig orangenen Rettungswesten konnten sie uns im angelandeten Zodiac nicht erkennen, fühlten sich dadurch nicht bedroht und watschelten in ihrem gewohnten Gang am Ufer entlang, um kurz darauf nach Fischen zu tauchen und die Beute dann ins Hinterland zu ihren Nestern zu bringen. Eventuell hätten wir auf diesem Inselchen auch noch See-Elephanten sehen können, aber dieses Glück war uns dann doch nicht vergönnt. Die Tiere werden hier nicht für die Touris angefüttert, sondern kreuzen eben auf ihren Pfaden unseren Weg oder nicht. Das gilt auch für die Wale. Zurück an Bord stimmten wir uns auf eine etwas stürmische Nachtfahrt entlang der Pazifikküste ein.

07.01.2020 Punta Arenas, Chile -> Tierra del Fuego, Patagonien

Home schooling bis Mittag. Danach begaben wir uns zum Check In für eine 4 Tage andauernde Fährfahrt entlang der Küste Feuerlands. Schon der Fährterminal war aufregend und phantastisch zugleich gestaltet: überall Hinweise auf die antarktischen Gewässer und die Magellanstraße. Noch 4 Stunden bis zur Abfahrt. Wir gestalteten sie mit einem nochmaligen Bummel durch die Straßen Punta Arenas und einem Cafebesuch. Endlich war es soweit. Johanna drängelte schon fast minütlich, wann die Triton-Crew wieder ein Schiff unter den Füßen spüren würde.

Wir wählen eben für unsere Auszeit die verschiedensten Verkehrsmittel und Unterkünfte. Nun soll es kurzzeitig mal eine Fähre sein.

Nach dem Boarding erfolgte das Ablegemanöver begleitet von Delfinen mit weißem Bauch. Auf einem Dalben am Abfahrtspier gähnte ein Seelöwe. Und die Fahrt in die Dämmerung entlang der Maggellanstraße, Feuerland an Backbord, begann.

06.01.2020 Punta Arenas, Chile

05.01.2020 Punta Arenas, Chile

04.01.2020 Santiago de Chile, Chile -> Punta Arenas, Chile

03.01.2020 Miami, Florida -> Santiago de Chile, Chile

02.01.2020 Villapark Fontein, Curacao -> Miami, Florida

01.01.2020 Villapark Fontein, Curacao